Die Cloud: Wegbereiter für die Zukunft der Autowerkstätten

Die IT-Architekturen und Übertragungstechniken der Automobilindustrie kommen an ihre Belastungsgrenze: Zum einen, weil smarte Fahrzeuge und digitale Automotive-Dienste immer mehr Daten verarbeiten. Und zum anderen, weil vernetzte intelligente Systeme auf resiliente Architekturen angewiesen sind, um zuverlässig zu funktionieren. Als zukunftsweisend gelten dabei Cloud-Lösungen und die auf ihrer Technologie basierenden Plattformen.

Foto: Pexels, Naren Yogarajah

Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.

Hohe Energiekosten, Preissteigerungen, Fachkräftemangel, Cyberkriminalität und unterbrochene Lieferketten. Die aktuelle Krisensituation macht eines für den Mittelstand deutlich: Ohne Resilienz geht es nicht. Das ergibt zumindest eine Studie des Beratungsunternehmens Techconsult im Auftrag des Cloud- und Hosting-Anbieters IONOS. Die meisten der hier befragten rund 200 mittelständischen Unternehmen in Deutschland möchten daher in ihre IT investieren. Gerade der Netzwerkinfrastruktur und dem Cloud-Computing werden großes Potenzial zugesprochen. Neben der Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Unternehmen kommt der Cloud-Technologie beim technischen Fortschritt, bei Themen wie Cybersecurity, Trust und der Integration von Technologien eine große Bedeutung zu.

Mit der Cloud die Herausforderungen annehmen und Vorteile nutzen

Speziell im Automotive-Bereich gibt es anspruchsvolle Herausforderungen. Beispielsweise ist die Vernetzung von Fahrzeugen ein wichtiger Trend. Über die Cloud lassen sich Fahrzeugdaten in Echtzeit erfassen, analysieren und verarbeiten. Dies ermöglicht eine verbesserte Fahrzeugvernetzung, eine präzisere Diagnose von Fahrzeugproblemen und eine effektivere Wartung. Im Hinblick auf das autonome Fahren kann die Cloud beliebig skalierbare IT-Ressourcen bereitstellen, um Daten zu verarbeiten. Autonome Fahrzeuge können miteinander und mit anderen Fahrzeugen sowie mit der Infrastruktur kommunizieren und auf diese Weise eine sicherere und effizientere Fahrt ermöglichen. Auch kommen Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) im Automotive-Bereich immer mehr zum Einsatz. Hierfür bietet die Cloud die erforderliche Rechenleistung: Sie unterstützt eine Vielzahl von Anwendungen – einschließlich der Fahrzeugsteuerung, der Analyse von Fahrzeugdaten und der Verbesserung der Kundenerfahrung. Und das mit der notwendigen Sicherheit. So kann die Cloud beispielsweise Daten verschlüsseln, Identitäten managen und Netzwerk segmentieren.

Vorteile der Cloud-Technologie für Autowerkstätten

Die Pluspunkte der Cloud-Technologie liegen auf der Hand: So ermöglicht sie mit Anwendung der richtigen Maßnahmen die sichere Speicherung sensibler Kundendaten, wie beispielsweise personenbezogener und Fahrzeugdaten. Auch gestattet sie den Fernzugriff auf Daten, was die Effizienz des Reparaturprozesses erheblich verbessern kann. Dies ist bei der Ferndiagnose und -wartung von Vorteil: Techniker können aus der Ferne auf Fahrzeugdaten zugreifen und Reparaturen durchführen. Durch die Möglichkeit, große Datenmengen zu speichern und zu analysieren, kann die Cloud-Technologie Autowerkstätten wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Vorlieben der Kunden sowie in die Leistungsdaten der Fahrzeuge geben. Dies trägt dazu bei, die Servicequalität zu verbessern und mehr zufriedene Kunden zu haben. Zu guter Letzt realisiert die Cloud eine einfache Skalierung der Datenspeicher- und -verarbeitungskapazitäten: Für Autowerkstätten mit schwankender Kundennachfrage kann das von Vorteil sein.

Wie die AW 4.0-Partner von einem Cloud-basierten Ökosystem profitieren

Der Gaia-X Use Case AW 4.0 setzt auf den Aufbau einer europäischen interoperablen Dateninfrastruktur für sichere datenbasierte Geschäftsmodelle. Werkstätten, Diagnosesystemanbieter und IT-Dienstleister sollen dabei über das Ökosystem Gaia-X zu einem Innovations- und Wertschöpfungsnetzwerk verknüpft werden, sodass branchenspezifische Daten und KI-Modelle sicher und vertrauenswürdig ausgetauscht werden können. Hierfür werden im Projekt verschiedene Gaia-X Prinzipien für die Datenerhebung, -verwendung, -nutzung und -analyse berücksichtigt. Beispielsweise liegen Datenstandards und Werte wie Interoperabilität und Interkonnektivität zugrunde. Das entwickelte Daten-Ökosystem soll nach dem erfolgreichen Roll-out in Deutschland auch für europäische Autowerkstätten nutzbar sein.

Das Sammeln, Speichern und Teilen im Daten-Ökosystem bietet gerade für die AW 4.0-Stakeholder mehrere Vorteile:

  • Effizienz – weil Daten schnell, einfach, jederzeit und von jedem Ort aus abrufbar sind und geteilt werden können, sind effiziente Prozesse möglich.
  • Verbesserte Diagnose – durch das Sammeln von großen Datenmengen ergeben sich Muster und Zusammenhänge, die zur differenzierteren Fehlerdiagnose beitragen.
  • Personalisierte Kundenansprache – das Sammeln von Daten ermöglicht Werkstätten, personalisierte Angebote für ihre Kunden zu entwickeln. Auf Basis der Fahrzeugdaten können Wartungspläne erstellt, passende Ersatzteile vorgeschlagen und optimalerweise direkt und digital mit dem Kunden kommuniziert werden.
  • Kosteneinsparungen – die Datenspeicherung in der Cloud lässt alle Beteiligten Kosten einsparen. Eigene Server und Speicherlösungen müssen nicht betrieben werden.
  • Innovationspotenzial – das Teilen von Daten schafft Möglichkeiten und inspiriert, neue Ideen für innovative Lösungen gemeinsam, schneller und besser zu entwickeln. Es bietet die Chance, von der Skalierbarkeit und Flexibilität der Cloud zu profitieren.
  • Entwicklung von Mobilitätsdiensten: Die Cloud ist eine Plattform auf der sich Mobilitätsdienste wie Carsharing, Fahrgemeinschaften und Ride-Hailing entwickeln und auf einfache und skalierbare Weise bereitstellen lassen.

Voraussetzungen für digitale Geschäftsmodelle

Neben den Vorteilen der Cloud-Technologie müssen Kfz-Werkstätten auch die Anforderungen an digitale Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit Gaia-X berücksichtigen. Autowerkstätten, die von dem Ökosystem und seiner sicheren Dateninfrastruktur profitieren wollen und sich für den europäischen Markt wappnen möchten, müssen dessen Standards entsprechen. Die Zukunft der Autowerkstatt ist folglich untrennbar von der Nutzung innovativer digitaler Dienste aus der Cloud – der Weg führt unweigerlich in eine zunehmend vernetzte Welt.

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Über Ralf Schädel
Ralf Schädel ist IT-Redakteur, Referent und Projektmanager beim eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. im Bereich Cloudservices und Gaia-X. Seit mehr als 20 Jahren publiziert und spricht der gelernte Verlagsredakteur im redaktionellen Kommunikationsumfeld von Tageszeitungen wie der Bonner Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger, Verlagen wie dem Medienhaus, in dem er als Redakteur inhaltlich das Fachmagazin IT-Mittelstand verantwortete und für dessen Schwesterpublikation IT-Director er geschrieben hat. Auch bei Agenturen wie Kernpunkt, der Digitalagentur i22 und PR Partner (heute Palmer Hargreaves) sowie in der Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom betreute er redaktionelle Themen. Ralf Schädel steuert beim eco insbesondere die Kommunikation der Projekte Autowerkstatt 4.0 und Service-Meister. Sein berufliches Profil: LinkedIn, Xing.