Werkstatt 4.0: So steht es um die Digitalisierung im Kfz-Service

Immer mehr vernetzte Fahrzeuge und ein wachsender E-Mobilitäts-Markt fordern von freien Werkstätten digitalisierte und datengetriebene Prozesse und Services. Wer im Wettbewerb mit markengebundenen Kollegen mithalten und effizient der Nachhaltigkeit Rechnung tragen will, muss für Kunden ein Erlebnis schaffen, das überzeugt und sie an das Unternehmen bindet.

Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.

Die Digitalisierung ist für freie Werkstätten unerlässlich. Wenn selbst der Bund die digitale Transformation von Prozessen und Services bei Kfz-Werkstätten fördert, sollte deren Inhaber klar sein, dass Handlungsbedarf besteht – und dass es sich lohnt. Wie man beispielsweise an dem Förderprogramm go digital erkennt. Es bietet Interessierten bis zu 11.000 Euro Zuschuss für Digitalisierungsprojekte in unterschiedlichen Bereichen und empfiehlt zertifizierte Berater und Umsetzer, die beim Digitalisierungsvorhaben unterstützen. Nicht anders bei Digital jetzt: Hierbei handelt es sich um ein Förderprogramm des Bundes, das sich auf digitale Technologien und Know-how fokussiert. Digitalisierungsprojekte werden dort mit bis zu 50.000 Euro gefördert.

Veränderte Bedingungen fordern von der Werkstatt Maßnahmen

„Werkstatt 4.0“ ist in vieler Munde. Waren Kfz-Werkstätten in den Anfängen des Automobils noch auf die Mechanik, später auf die Elektrik und anschließend auf die Elektronik eines Fahrzeugs ausgerichtet, ist es heute die Digitalisierung, die Werkstattinhaber fordert. Entwicklungen, wie das Connected Car und die der Zunahme von Fahrsystemassistenten, treiben die digitale Transformation an. Für Werkstätten bedeutet das, nicht nur die aufkommende Datenflut bewältigen zu müssen, sondern diese auch für sich zu nutzen. Gerade Kundenbedürfnisse gelten als Schlüssel zum Erfolg, um, wie im Projekt Autowerkstatt 4.0, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Kundenbedürfnisse und Nutzungsgewohnheiten als Maßstab

Laut einer statista-Erhebung von 2021 wünschen sich 64 Prozent der insgesamt 3.630 Befragten Live-Verkehrsinformationen im Auto als wichtigsten Service. Und zwar genauso, wie sie es vom Smartphone kennen. Einen Fahrzeugfinder bevorzugen 40 Prozent, eine Vernetzung von Fahrzeugen in der Nähe (z.B. für Unfallwarnungen) 35 Prozent und selbstständige Ferndiagnosen von Werkstätten 29 Prozent. Digitale Services gehorchen längst den Kundenbedürfnissen entlang der „Customer Journey“ und sind ein wesentlicher Bestandteil des „Internet der Dinge“.

Auf Kundennähe bei der Kommunikation setzen

Es ist bekannt, dass Marketing-Strategien und Kundenkommunikation Hand in Hand gehen und für eine bessere Bindung verantwortlich sind. Ohne einen ansprechenden Internetauftritt und eine Social-Media-Präsenz bei Facebook und Youtube kommen Werkstätten heute nicht mehr aus. Der Dialog mit und die Bindung von Kunden sowie die Auffindbarkeit einer Werkstatt sind zu Erfolgsfaktoren avanciert. Wer nicht per Smartphone gefunden und mit anderen verglichen werden kann, spürt dies an seinen Umsätzen – insbesondere in Ballungsgebieten, in denen eine große Werkstattdichte herrscht.

Services in der Werkstatt unter Druck

Wie Zahlen des „Branchenreport 2021 Kfz-Werkstätten“ des Branchendienstes der Sparkassen-Finanzgruppe belegen, ist es für das mittelständisch geprägte Kfz-Gewerbe und das Werkstattgeschäft spätestens seit der Corona-Krise alternativlos, seine digitale Infrastruktur auszubauen und sich hinsichtlich der Services effizienter aufzustellen: Immer mehr Wartungsaufgaben betreffen die E-Mobilität: Wollen freie Werkstätten hier konkurrenzfähig bleiben, sind digitale Tools und intelligente Werkzeuge eine Lösung. Eine Situation, die sich wegen des Markthochs der E-Mobilität noch verschärfen könnte: Erwartet werden weniger Verschleißreparaturen und Wartungsaufwendungen als bei konventionell angetriebenen Kfz. Umso wichtiger sei es dem Branchenreport nach für Werkstätten, die Chancen zu nutzen, die Elektro- und Hybridfahrzeuge mit einer modernen Werkstattausrüstung, zum Beispiel für die Ferndiagnose, bieten.

Wie digital sind Werkstätten?

Der Digitalisierungsgrad einer Werkstatt richtet sich grundsätzlich danach, wie viele Prozesse im Werkstattalltag nicht mehr analog, sondern digital umgesetzt sind. Das kann neben der genannten Kundenkommunikation die Rechnungserstellung, die Zeiterfassung, Buchhaltung oder die Auslastung der Bühne betreffen. Termine für den nächsten Ölwechsel, die Inspektion oder das Auslesen des Fehlerspeichers per App zu vereinbaren, zählt mittlerweile zum Standard und hilft dabei, Prozesse im Büro zu vereinfachen. Genauso erfreuen sich Tools für den Werkstattbetrieb, wie zum Beispiel FabuCar, immer größerer Beliebtheit. Und auch digitale Diagnosetester und Tablets sind bei den Werkstattmitarbeiter schon lange im Gebrauch. Ein weiteres Indiz dafür, dass es mit der Digitalisierung vorangeht – und erkannt wird, dass nur digitalisierte freie Werkstätten natürlich auch erfolgreiche Werkstätten sind.

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Über Ralf Schädel
Ralf Schädel ist IT-Redakteur, Referent und Projektmanager beim eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. im Bereich Cloudservices und Gaia-X. Seit mehr als 20 Jahren publiziert und spricht der gelernte Verlagsredakteur im redaktionellen Kommunikationsumfeld von Tageszeitungen wie der Bonner Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger, Verlagen wie dem Medienhaus, in dem er als Redakteur inhaltlich das Fachmagazin IT-Mittelstand verantwortete und für dessen Schwesterpublikation IT-Director er geschrieben hat. Auch bei Agenturen wie Kernpunkt, der Digitalagentur i22 und PR Partner (heute Palmer Hargreaves) sowie in der Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom betreute er redaktionelle Themen. Ralf Schädel steuert beim eco insbesondere die Kommunikation der Projekte Autowerkstatt 4.0 und Service-Meister. Sein berufliches Profil: LinkedIn, Xing.