Die KI-Branche macht mobil

Expert:innen zufolge steht die KI-Technologie am Wendepunkt: Das Jahr 2022 soll welt- und deutschlandweit den Durchbruch bringen. Ein kurzer Blick auf Studien, auf politisch-infrastrukturelle Entscheidungen, auf neu gestartete und laufende Großprojekte von Big Playern und Mittelständlern unterstreicht die Hoffnung, dass „Artificial Intelligence“ zum Game Changer wird.

Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.

Der jährlich erscheinende Report des US-Unternehmens Gartner findet allseits große Beachtung. Insbesondere, wenn er positive Prognosen wie in diesem Jahr beinhaltet. Es heißt dort, dass zum Teil als Reaktion auf die Pandemie erwartet wird, dass sich der weltweite Umsatz mit KI-Software im Jahr 2022 auf 62,5 Milliarden US-Dollar belaufen soll. Ein Anstieg von 21,3 Prozent gegenüber 2021 – was ohne Übertreibung ein Ausrufezeichen wäre.

Projekte für Mittelstand und jedermann

KI wird wirtschaftlich immer wichtiger. Dafür sorgen auch Projekte wie Autowerkstatt 4.0, das eine KI-basierte Kfz-Fehlerdiagnose und eine Datenplattform mit Gaia-X-Anbindung für KMUs entwickelt. Das Förderprojekt befindet sich auch in bester Gesellschaft: Der Facebook-Konzern Meta will in diesem Jahr den leistungsstärksten Supercomputer für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) zum Einsatz bringen. „AI Research SuperCluster“ (RSC) soll bis Mitte des Jahres in der Lage sein, beispielsweise Echtzeit-Übersetzungen zu ermöglichen, mit denen sich größere Menschengruppen in verschiedenen Sprachen unterhalten können. Voll entwickelt verbindet er allein 16.000 Grafik-Prozessoren miteinander, die besonders effizient für die Rechenarbeit beim Anlernen von KI sind.

Der Umwelt zuliebe

Nicht weniger spektakulär kann der Start von Marispace-X, dem größten europäischen Projekt für die Digitalisierung maritimer Daten, eingeordnet werden. Das vom Fraunhofer IGD begleitete Projekt zum Ausbau des maritimen Klimaschutzes, zur Wartung von Offshore-Windanlagen und zur Kategorisierung von Munitionsaltlasten in der Nord- und Ostsee entwickelt mittels KI-basierter Datenanalyse, -aufbereitung und -haltung einen digitalen Zwilling der Unterwasserwelt für Echtzeitanwendungen. Jann Wendt, Geschäftsführer des Konsortialführers North.io GmbH: „Gemeinsam werden wir einen virtuellen Raum für alle verfügbaren maritimen Daten schaffen und damit neue Geschäftsmodelle ermöglichen.“

Vielseitiger Nutzen durch KI

Selbst die kleine Auswahl an Leuchtturmprojekten macht deutlich, warum KI vielerorts als Game Changer bezeichnet wird. Die „Technologie der Zukunft“ bietet in Zeiten digitaler Transformation nicht nur Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und die Schonung von Ressourcen. Auch das wirtschaftliche Potenzial, das in KI steckt, begründet die signifikant steigende Nachfrage: Unternehmen investieren verstärkt in die lernende Technologie, um ihre Abläufe zu optimieren, Kosten zu senken, die Effizienz zu steigern und die Widerstandsfähigkeit ihrer Wertschöpfungskette zu verbessern. Aber nicht nur: Wie das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group herausgefunden hat, verzeichnet die überwiegende Mehrheit der Unternehmen, die KI bereits effektiv einsetzen, auch spürbare kulturelle Verbesserungen, die sich unter anderem in der Arbeitsmoral der Teams, der Zusammenarbeit und der klaren Rollenzuordnung widerspiegeln. Die Befragten finden es gut, von KI-Systemen unterstützt zu werden und weniger stupide und repetitive Tätigkeiten ausführen zu müssen.

Schnelle Amortisation ist möglich

KI wird immer stärker akzeptiert und implementiert. Global Player und Mittelstand setzen auf die Technologie, weil sich Mehrwerte schnell erreichen lassen. Eine Deloitte-Studie kommt zum Ergebnis, „dass sich der überwiegende Teil der AI-Projekte bereits in weniger als zwei Jahren amortisiert, bei deutschen Unternehmen sogar noch etwas schneller als im globalen Vergleich.“ Von den Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit KI gesammelt haben, gehen 42 Prozent in Deutschland davon aus, dass sich ihre IT-Projekte innerhalb eines Jahres bezahlt machen.

Weitere Gründe für den positiven Trend

Die Mobilität innerhalb des Marktes kommt dadurch zum Ausdruck, dass KI – anders als in der Vergangenheit – überhaupt zur Anwendung kommt und ihr Experimentier- und Prototypen-Stadium verlassen hat. KI und Machine Learning sind mittlerweile zu etablierten Technologien mit einem Ökosystem avanciert, das auf standardisierten Frameworks, Modellen und Plattformen aufsetzt. Beste Beispiele anerkannter Technologiebereiche: Deep Learning, Natural Language Processing und AR, VR und 3D-Analyse.

Die Zukunft ist vielversprechend

Projekte wie Gaia-X oder das von der EU-Kommission vorgestellte neue Datengesetz „Data Act“ könnten künftig zu wahren KI-Katalysatoren werden. Sie regeln den fairen Zugang zu und Umgang mit Daten, die Datensouveränität und Interoperabilität und schaffen rechtliche, wirtschaftliche und technische Voraussetzungen für Standards und mehr Akzeptanz. Eine unverzichtbare Basis für weitere KI-Forschungsprojekte und innovative Technologien. 

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Über Ralf Schädel
Ralf Schädel ist IT-Redakteur, Referent und Projektmanager beim eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. im Bereich Cloudservices und Gaia-X. Seit mehr als 20 Jahren publiziert und spricht der gelernte Verlagsredakteur im redaktionellen Kommunikationsumfeld von Tageszeitungen wie der Bonner Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger, Verlagen wie dem Medienhaus, in dem er als Redakteur inhaltlich das Fachmagazin IT-Mittelstand verantwortete und für dessen Schwesterpublikation IT-Director er geschrieben hat. Auch bei Agenturen wie Kernpunkt, der Digitalagentur i22 und PR Partner (heute Palmer Hargreaves) sowie in der Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom betreute er redaktionelle Themen. Ralf Schädel steuert beim eco insbesondere die Kommunikation der Projekte Autowerkstatt 4.0 und Service-Meister. Sein berufliches Profil: LinkedIn, Xing.