Compute-to-Edge ermöglicht AW 4.0 Fernwartung und Analyse

Die Wartung und Instandhaltung vorausschauend planen, den Service verbessern und die Kosten reduzieren zu können, das ist die Zukunft von Kfz-Werkstätten. Wie das konkret aussehen kann, wenn verschiedene Gaia-X Datenräume wie Gaia-X 4 Future Mobility und Autowerkstatt 4.0 ihre Technologie zum Nutzen von Kund:innen und Servicepunkten zusammenführen – und welche Rolle dabei Compute-to-Data, sichere KI und Gaia-X Mobilitätsdatenräume spielen.

Von Kai Meinke, Co-Founder and Business Lead bei der deltaDAO AG, und Ralf Schädel, IT-Redakteur und Referent bei Cloud Services und Gaia-X des eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.

Ein Datenökosystem, zwei Anwendungsbeispiele, unzählige Gemeinsamkeiten. Die Use Cases Gaia-X 4 Future Mobility moveID und Autowerkstatt 4.0 beschäftigen sich nicht nur beide mit dem Datensammeln in der Mobilitätsbranche. Auch bieten sie Unternehmen und Endverbrauchern bei der digitalen Wertschöpfung enormen Nutzen durch neu entwickelte Produkte und Services. Gründe genug, um in einem eigens entwickelten Fall zu zeigen, was gemeinsam möglich ist.

Die deltaDAO AG hat im Gaia-X Leuchtturmprojekt Gaia-X 4 Future Mobility moveID mit dem „Vehicle Data Collection Demonstrator“ bereits unter Beweis gestellt, wie neue Wege zur digitalen Wertschöpfung in skalierende Produkte überführt werden. Dafür implementierten die Ingenieure in einem E-Fahrzeug Compute-to-Data. Das bedeutet, dass das Fahrzeug Sensor- und Bilddaten sammelt und diese über dezentrale Marktplätze zur Nutzung bereitgestellt werden. Nach Anfrage kann dann ein Algorithmus die Daten lokal verarbeiten, ohne dass diese das Fahrzeug verlassen. Im Anschluss werden nur die mit den Vertragspartnern vereinbarten Informationen weitergegeben. Die Rohdaten verbleiben beim Anbieter.

Welche Synergien die Datenerfassung mit einer eingebauten Kamera und einem Oszilloskop zur Fehlerdiagnose – wie im Fall AW 4.0 – bieten, erklären die folgenden zehn Schritte.

Schritt 1: Einrichtung der Compute-to-Edge Funktion im Fahrzeug

Die Werkstatt richtet die Compute-to-Edge Hardware ein, um regelmäßige Routineprüfungen der Fahrzeugdaten zu ermöglichen. PKW-Besitzer:innen bestimmen die Frequenz der Prüfungen. Das Edge-Device „ceto“ gewährleistet eine sichere Verarbeitungsumgebung.

Schritt 2: Regelmäßige Überprüfung

In Abstimmung mit der Vertrauenswerkstatt werden geprüfte und zertifizierte Daten zur Verwendung im Fahrzeug freigegeben. Die Freigabe kontrollieren allein Fahrzeugeigentümer:innen. Die Verarbeitung der Daten erfolgt ausschließlich im Fahrzeug, sodass keine Daten das Fahrzeug verlassen müssen. Abweichungen von normalen Werten werden erkannt und gemeldet.

Schritt 3: Identifikation eines Problems

Wird eine Abweichung erkannt – in der Regel bevor ein Schaden auftritt – können Fahrzeugeigentümer:innen die Vertrauenswerkstatt informieren und einen Termin abstimmen, gegebenenfalls eine fortgeschrittene Remote-Prüfung mit Freigabe für die Werkstatt ausführen und die Ergebnisse im Vorfeld bereitstellen. Dies geschieht in der Regel per E-Mail oder Telefon. Sicherere digitale Identitäten ermöglichen den Kfz-Besitzer:innen auch einen befristeten Remote-Zugang, wohlgemerkt nur auf die Diagnoseeinheit und nicht auf das Fahrzeug.

Schritt 4: Vereinbarung eines Termins

Sollte das Problem auf einen möglichen baldigen Schaden hinweisen, kann umgehend ein Reparaturtermin mit der Werkstatt vereinbart und eine gezielte Untersuchung veranlasst werden.

Schritt 5: Zugang zu Fahrzeugdaten

Um das Problem genauer untersuchen zu können, benötigt die Werkstatt Zugang zu den Daten des Fahrzeugs. Der Kfz-Besitzer erlaubt dies vor Ort in der Werkstatt durch die Freigabe des Prüfalgorithmus der Autowerkstatt. Die Berechtigung ist ausschließlich für diese Werkstatt und nur für einen begrenzten Zeitraum gültig. Sie erfolgt direkt vom Mobilgerät oder aus dem Fahrzeug.

Schritt 6: Durchführung von Diagnoseverfahren

Die Werkstatt führt nun weitere Diagnoseverfahren aufgrund spezialisierter Analyseprogramme durch, um das Problem genau zu identifizieren. Dabei wird, wie vorher auch, jeder Datenzugriff genau festgehalten und dokumentiert, sodass der Kunde jederzeit und transparent informiert ist und eine korrekte Abrechnung gegenüber den Softwareanbietenden erfolgen kann.

Schritt 7: Beratung über Lösungsmöglichkeiten

Nachdem das Problem identifiziert wurde, berät die Werkstatt den Fahrzeughalter über mögliche Reparaturlösungen. Hierbei wird automatisch ein Kostenvoranschlag erstellt.

Schritt 8: Durchführung der Wartung

Hat der Fahrzeughaltende den Vorschlägen zur Reparatur und den daraus entstehenden Kosten zugestimmt, kann die Werkstatt zeitnah und gezielt dem Problem auf den Grund gehen. Dies ermöglicht dem Werkstattbetreiber Planungssicherheit und Effizienz bei Wartungsaufträgen.

Schritt 9: Überprüfung der Reparatur

Nach der Wartung wird das Fahrzeug erneut überprüft, um sicherzustellen, dass das Problem behoben wurde. Hierbei werden die Daten des Fahrzeugs erneut ausgewertet und nach erfolgter Prüfung die Rechte für den Datenzugriff wieder entzogen und der Normalbetrieb fortgesetzt. Die Werkstatt informiert den Fahrzeughalter über die durchgeführte Reparatur und gibt gegebenenfalls Empfehlungen, wie ähnliche Probleme in Zukunft vermieden werden können.

Schritt 10: Erfolg

Die Werkstatt der Zukunft ist heute schon Wirklichkeit – das haben Gaia-X 4 Future Mobility moveID und Autowerkstatt 4.0 in ihrem gemeinsamen Use Case gezeigt. Kunden behalten durch die Implementierung von Compute-to-Edge und die sichere Anbindung an die Gaia-X Datenräume nicht nur die Souveränität über ihre Daten, sondern können durch eine vorausschauende Wartung

(Predictive Maintenance) Fahrzeugschäden verhindern, Ausfallzeiten vermeiden und Kosten reduzieren. Werkstätten profitieren vom Einsatz digitaler Technologien durch schlanke Wartungs- und Kommunikationsprozesse, eine verbesserte und zielgerichtete Fehlersuche – und damit zufriedene Kunden. Die Anbieter der Spezialsoftware werden in dem digitalen Geschäftsmodell „on-demand“, das heißt zeitnah und auf Bestellung, für den Einsatz ihrer Software bezahlt – sodass alle die Vorteile einer digitalen Wertschöpfungskette genießen.

Dieser Artikel hat Ihnen gefallen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie regelmäßige Updates zu ähnlichen Themen und zum Projekt Autowerkstatt 4.0 und diskutieren Sie mit uns zu diesem und ähnlichen spannenden Themen auf LinkedIn.

Share on
Über Ralf Schädel
Ralf Schädel ist IT-Redakteur, Referent und Projektmanager beim eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. im Bereich Cloudservices und Gaia-X. Seit mehr als 20 Jahren publiziert und spricht der gelernte Verlagsredakteur im redaktionellen Kommunikationsumfeld von Tageszeitungen wie der Bonner Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger, Verlagen wie dem Medienhaus, in dem er als Redakteur inhaltlich das Fachmagazin IT-Mittelstand verantwortete und für dessen Schwesterpublikation IT-Director er geschrieben hat. Auch bei Agenturen wie Kernpunkt, der Digitalagentur i22 und PR Partner (heute Palmer Hargreaves) sowie in der Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom betreute er redaktionelle Themen. Ralf Schädel steuert beim eco insbesondere die Kommunikation der Projekte Autowerkstatt 4.0 und Service-Meister. Sein berufliches Profil: LinkedIn, Xing.